Unerwünschte Haare im Gesicht und am Körper (Arme, Beine, Brust, Rücken, Intimzone) werden heute von vielen Menschen entfernt. Dabei verursacht die eine Haarentfernungsmethode mitunter stärkere Schmerzen als die andere. Warum man die Schmerzen beim Epilieren oder während einer dauerhaften Haarentfernung mit IPL und Laser unterschiedlich empfindet und wie man sich bestens gegen mögliche Schmerzen der Enthaarung wappnet, ist heute das große Thema.
Ganz klar, Haarentfernungsmethoden wie Epilation, wo die Haare aus der Wurzel gerissen werden – sei es nun mit der Pinzette, dem Faden, dem elektrischen Epiliergerät, Wachs (Heißwachs, Kaltwachs) oder Zuckerpaste (Sugaring/Brazilian Waxing) – können Schmerzen verursachen. Doch warum tut’s beim einen mehr weh, als beim anderen, wenn doch der einwirkende Schmerz (Schmerzreiz) ein und derselbe ist?
Das individuelle Schmerzempfinden
Was für den einen ein milder, kaum wahrnehmbarer Schmerz ist, ist für den anderen schon unerträglich. Denn das persönliche Schmerzempfinden ist eben nicht nur vom Schmerzreiz an sich abhängig, sondern auch von der Bereitschaft des Körpers, auf diesen zu reagieren. Diese „Reaktionsbereitschaft“ wiederum wird neben den im Leben bereits gemachten Schmerzerfahrungen beispielsweise beeinflusst von der aktuellen physischen und psychischen Verfassung und der aktuellen Situation, in der man gerade steckt. Es gilt: Wer Schmerz begegnet, wenn er in einer mit Angst behafteten Lage ist, empfindet diesen meist stärker als in einer Wohlfühllage.
Das Wissen um die Faktoren, die das Schmerzempfinden beeinflussen, kann helfen, sich gegen die Schmerzen einer bevorstehenden Haarentfernungs-Behandlung zu wappnen. Bringt man sich nämlich in eine Situation, in der man sich „pudelwohl“ fühlt, erträgt man die Schmerzen einer Haarentfernung leichter. So könnte man die Haarentfernung in eine Wellness-Behandlung im eigenen Badezimmer einfließen lassen: Körper und Seele baumeln dann nämlich ganz entspannt irgendwo zwischen Badewanne und Handtuchhalter und der Griff zum Epiliergerät oder Haarentfernungswachs – besser: die Anwendung derselben auf der entspannten Haut – verursacht gefühltermaßen weniger Schmerzen.
Wer sich zur Haarentfernung in professionelle Hände begibt (Haarentfernungs-Institut, Waxing-Studio), der sollte sich beim Erstgespräch von der Wohlfühl-Atmosphäre dort überzeugen. Dazu gehören neben der Hygiene auch die Inneneinrichtung (Farben, Materialien) und die gegebenenfalls multimedial (Licht, Töne) erzeugte Stimmung im Behandlungsraum.
Chronobiologie – eine Wissenschaft, die weiß, wann Haarentfernung den geringsten Schmerz bereitet
Auch die Tagesform nimmt Einfluss auf das Schmerzempfinden. Sie schwankt nicht nur von Tag zu Tag, sondern auch innerhalb eines Tages. Der Mensch ist ein Wesen, dessen Belastbarkeit und Leistungsbereitschaft stark vom Licht, dem er ausgesetzt ist, abhängt. Die Wissenschaft Chronobiologie hat viele Zusammenhänge zwischen Licht/Tageszeit und Belastbarkeit herausgefunden: So weiß man heute, dass Schmerzen nachts stark und nachmittags gegen 15 Uhr schwach empfunden werden. Demzufolge sollte man eine Haarentfernung am besten für den Nachmittag planen.
Haarentfernung: Schmerztoleranz entwickeln – der Mensch ist ein Gewohnheitstier
Die individuelle Schmerztoleranz, auch Schmerzempfindlichkeit oder Schmerzgrenze genannt, die man gegenüber einem Schmerzreiz zeigt, ist keine statische Größe, die von Natur per se gegeben ist. Auch, wenn es sogenannte Schlüssel-Gene geben soll, die manche Zeitgenossen befähigen, akute Schmerzen weniger stark wahrzunehmen. Sie ist vielmehr eine Größe, die sich entwickeln lässt. So gewöhnt sich der Körper an Schmerzen und empfindet einen objektiv gleich starken Schmerzreiz wie eine Haarentfernung von Mal zu Mal als weniger stark. Das ist eine gute Nachricht für alle die, die Haarentfernung in regelmäßigen Abständen betreiben. Halten Sie durch, beim nächsten Mal tut’s schon weniger weh!
Schmerzforschung: Männer sind schmerzbelastbarer als Frauen
Es heißt immer und überall, Männer ertrügen Schmerzen weniger gut als Frauen. Die aktuelle Schmerzforschung hat diese These jedoch widerlegt: Männer sind laut Studien schmerzbelastbarer als Frauen. Und zwar in Bezug auf die körperliche als auch die geistig-psychische Belastbarkeit durch Schmerzen. Die Unterschiede zwischen den Geschlechtern betragen demnach bis zu 50 Prozent und sind bei Druckschmerz am größten. Je tiefer ein Schmerz im Körper verortet wird, desto empfindlicher sind Frauen ihm gegenüber.
Zu guter Letzt: Auch kulturelle Ursachen für unterschiedliche Schmerztoleranzen
Der Humanethnologe Professor Wulf Schiefenhövel fand heraus, dass die Schmerztoleranz kulturell beeinflusst ist. Bei seinen Beobachtungen des Volkes der Eipo in den Bergen Neuguineas stellte er fest, dass die Eipo durch frühe Schmerzerfahrungen bedingt durch ihr Leben in Kälte und Hitze, mit Hunger und Durst eine Art „Schmerztraining“ durchliefen, dank dessen sie später in der Lage waren, Schmerzen stoisch zu ertragen.